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Aus der Bildungspolitik

Jugendaustausch im Koalitionsvertrag Niedersachsen

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Die Schwerpunkte der rot-grünen Koalition
„Sicher in Zeiten des Wandels“ - Stephan Weil und Grant Hendrik Tonne (SPD) und Anne Kura und Julia Willie Hamburg (Bündnis90/Grüne) präsentieren den Koalitionsvertrag für die kommende Legislaturperiode

Der internationale Jugendaustausch zählt zu den herausgehobenen Projekten der rot-grünen Koalition in Niedersachsen. Der Koalitionsvertrag legt einen Schwerpunkt auf guter und gerechter Bildung und bietet zahlreiche Ansätze, den internationalen Jugend- und Schüleraustausch weiter zu stärken.

Am heutigen Montag haben Spitzenpolitiker von SPD und von Bündnis90/Die Grünen in Niedersachsen die Koalitionsvereinbarung unterzeichnet. Die Delegiertenversammlungen beider Parteien hatten am Wochenende dem gemeinsamen Regierungsprogramm zugestimmt, das in der letzten Woche nach überraschend kurzen Verhandlungen vorgestellt worden war.

Am 8. November wird sich der Landtag konstituieren und Stephan Weill (SPD) voraussichtlich erneut zum Ministerpräsidenten wählen. Die Grüne Spitzenkandidatin Julia Willie Hamburg soll zur Kultusministerin und stellvertretenden Ministerpräsidentin berufen werden.

Internationaler Austausch als wichtiges Vorhaben der rot-grünen Koalition

Die Vorhaben für die kommende Legislaturperiode stehen unter der Überschrift „Sicher in Zeiten des Wandels – Niedersachsen zukunftsfest und solidarisch gestalten“. Neben den großen gesellschaftlichen Herausforderungen Krisenbekämpfung und Klimaschutz liegt ein thematischer Schwerpunkt auf guter und gerechter Bildung.

Zu den herausgehobenen Projekten der Koalition zählt der internationale Jugendaustausch. Im Abschnitt Europa der „Einblicke in den Koalitionsvertrag" heißt es:

„Niedersachsen für Europa begeistern: Mit einem jährlichen Europafest des Landes und der Regionen wollen wir die Vielfalt des Europaengagements sichtbar machen. Wir setzen uns dafür ein, dass alle jungen Menschen einmal an einem europäischen Jugendaustausch teilnehmen können, sei es in der Schulzeit, während der Ausbildung, in der Freizeit oder an der Hochschule.“ (S. 6)

Im Koalitionsvertrag selbst heißt es:

„In Zeiten zunehmender internationaler Konflikte und Auseinandersetzungen messen wir der wertbasierten Zusammenarbeit mit Ländern und Regionen einen besonderen Stellenwert bei. […] Wir werden deshalb […]

  • den Jugendaustausch von Schülerinnen und Schülern, Auszubildenden und Studierenden stärken insbesondere den beschlossenen Austausch zwischen Niedersachsen und Schottland um die bereits bestehenden Verbindungen nachhaltig zu festigen.

Einen besonderen Schwerpunkt sollen dabei die internationalen Schulpartnerschaften haben.“ (S. 123f.)

Die Initiative „Austausch macht Schule“ begrüßt, dass dem internationalen Austausch junger Menschen als einem wichtigen Teil der schulischen Bildung eine so herausgehobene Stellung eingeräumt wird.

Auch außerhalb des Jugendaustausches setzt sich die künftige Niedersächsische Regierung das Ziel, bestehende Partnerschaften des Landes weiter auf die Stärkung von Zivilgesellschaft und Menschenrechte, auf wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit auszurichten und Kooperationsprojekte etwa mit der Ukraine zu prüfen. Insbesondere die Zusammenarbeit mit Polen soll weiter gestärkt werden. (S. 123)

Ein wichtiger Punkt ist auch die Stärkung des Engagements für globale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung in der Bildung, etwa durch die Verstetigung und den Ausbau von Programmen zum Globalen Lernen (ebd.) und von Bildung für Nachhaltige Entwicklung in der allgemeinen und beruflichen Bildung (S. 68 und 71).

Bildungspolitik

Besonders im bildungspolitischen Teil des Koalitionsvertrages finden sich zahlreiche Ansätze, die für eine künftige Stärkung von internationalem Jugendaustausch an Schulen und eine Internationalisierung der Schulen genutzt werden können.

„Schule muss ein Ort sein, an dem Demokratie, Verantwortung, Solidarität und ein friedliches Miteinander erlernt und gelebt werden können. Ziel unseres Handelns ist es, Demokratie noch stärker in Schule zu leben. Dazu gehören für uns die Stärkung der kulturellen und politischen Bildung, Demokratiebildung, Friedensbildung, Europabildung und Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE),“ heißt es auf S. 67.

Diese Bildungsziele werden sehr wesentlich nur im internationalen Austausch und in der Zusammenarbeit der Schulen mit ihren internationalen Partnern umzusetzen sein.

Vor allem sind jedoch praktische Aspekte geeignet, bessere Rahmenbedingungen für den internationalen Austausch zu schaffen:

  •  an Schulen sollen mehr multiprofessionelle Teams eingerichtet werden, es wird angestrebt, das Modellprojekt „Verwaltungsassistenz“ auszubauen und auszuweiten (S. 61f.);
  • beide Phasen der Lehrkräfteausbildung sollen einer grundlegenden Reform unterzogen und insbesondere fächerübergreifende Themen wie u.a. Medienbildung, Digitalisierung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und Demokratiebildung gestärkt werden (S. 62);
  • dem gestiegenen Bedarf an Fort- und Weiterbildungen sowie der Schul- und Qualitätsentwicklung soll durch einen Ausbau des Angebots begegnet werden (S. 62f.);
  • gemeinsam mit Kommunen, lokalen Träger der Jugendarbeit und weiteren Akteuren soll unverzüglich ein Konzept für die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf den schulischen Ganztag vorgelegt und die engere Verzahnung von Jugendarbeit, Jugendhilfe und Vereinen vorangetrieben werden (S. 63);
  • die Bereiche Digitalisierung und Inklusion sollen weiterentwickelt werden (S. 64f.).

In allen diesen Bereichen von Schule bietet es sich an, den internationalen Austausch als Querschnittsthema und als Instrument mitzudenken. Gute Bedingungen für einen digitalisierten Unterricht und der Anspruch einer umfassenden und uneingeschränkten Teilhabe aller am gesellschaftlichen Leben wie an Bildung sind gleichermaßen eine wichtige Voraussetzung für eine weitere Internationalisierung der Schulen.

Internationale Jugendarbeit

Ein eigenes Kapitel zur Jugendpolitik gibt es nicht, aber es heißt es im Bereich Soziales:

„Die wichtige Zusammenarbeit von Schule, Jugendhilfe und Jugendarbeit auf Augenhöhe werden wir weiterentwickeln und stärken.“ (S. 84)

Dies sollte auch den Bereich der Internationalen Jugendarbeit umfassen, damit mehr Kinder und Jugendliche die Möglichkeit zu internationalen Austauscherfahrungen erhalten.