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Aus der Bildungspolitik

Klares Bekenntnis zu Schüleraustausch

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Sachsen-Anhalt will allen jungen Menschen einen internationalen Austausch in der Schule zugänglich machen
Landtag Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt wird künftig von einer Koalition aus CDU, SPD und FDP regiert. Vertreter der drei Parteien haben am 13. September im Magdeburger Landtag den Koalitionsvertrag unterzeichnet. Das Dokument enthält ein klares Bekenntnis zu Europa und zum internationalen Schüleraustausch.

Koalitionsvertrag für Sachsen-Anhalt in Europa

In der Präambel des Vertrages mit dem Titel „Wir gestalten Sachsen-Anhalt. Stark. Modern. Krisenfest. Gerecht.“ heißt es, die Bürger haben „ein klares Bekenntnis zur Demokratie, zu den Grundwerten einer freien und weltoffenen Gesellschaft“ abgegeben. Die Parteien bekennen sich zur Europäischen Union und ihren Werten.

„Die Koalitionspartner sind sich darüber einig, dass die Stärkung von Demokratie, Pluralismus und Weltoffenheit sowie die Prävention von Extremismus – insbesondere Rechtsextremismus –, Antisemitismus, Rassismus und allen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit eine zentrale Aufgabe bleiben.“ Internationalen Austausch und Zusammenarbeit sehen sie als wichtigen Beitrag dazu.

Bekenntnis zum Schüleraustausch

Im knapp 20 Seiten umfassenden Kapitel Bildung wird ausdrücklich auf den internationalen Austausch, das Erfordernis eines chancengerechten Zugangs und dessen Potential für die internationale Verständigung Bezug genommen:

„Wir setzen uns dafür ein, jedem jungen Menschen in Sachsen-Anhalt während seiner Schulzeit einen grenzüberschreitenden Austausch zu ermöglichen. Wer früh andere Länder in all ihren Facetten kennenlernt, weiß kulturelle Vielfalt zu schätzen. Die Förderung des Schüleraustauschs in allen Schulformen ist ein Ausdruck von Chancengerechtigkeit.“ (S. 54)

Zum Engagement der Landesregierung bei der Förderung internationaler Mobilitäten heißt es:

„Ein mögliches Austauschprogramm des Landes muss zunächst den schulischen Austausch stärker in den Fokus rücken, Fördermöglichkeiten aufzeigen und ergänzende Finanzierungsmöglichkeiten erschließen. Die Gewährung einer einkommensabhängigen finanziellen Förderung eines individuellen Schüleraustauschs sowie die Einrichtung eines parlamentarischen Partnerschaftsprogramms wird angestrebt.“ (S. 54f.)

Der internationale Schüleraustausch wird als ein wichtiger Beitrag zur politischen Bildung gesehen. Historische Bildung, Gedenkstättenbesuche und Gespräche mit Zeitzeuginnen und -zeugen sollen ausgebaut werden:

„Jede Schülerin und jeder Schüler soll die Chance auf mindestens einen Gedenkstättenbesuch im Schulleben bekommen. Dazu werden wir die Gedenkstättenfahrten im In- und Ausland und von Jugendbegegnungen weiter fördern.“ (S. 54)

Immense Herausforderungen in der Bildungspolitik

Den großen Aufgaben im Bildungssystem wollen sich die Koalitionsparteien stellen und Schulen und Lehrkräfte stärken. Ziel sei es,

„jedem Kind in Sachsen-Anhalt von Anfang an bestmögliche Bedingungen für dessen individuelle Entwicklung bereitzustellen … unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Begabungen und Handicaps“. (S. 43)

Belastungen von Lehrkräften soll „unter Einbeziehung flexibler Arbeitszeitkonten zur Ansparung und zum Ausgleich von Mehrarbeit“ begegnet werden. Auch die Einstellung von Schulverwaltungsassistentinnen und -assistenten soll dazu beitragen, Lehrkräfte zu entlasten. (S. 45f.)

Damit sind auch bessere Rahmenbedingungen für Formate von „Unterricht am anderen Ort“ wie den internationalen Schüleraustausch denkbar.

Die „inhaltliche Weiterentwicklung des Schulwesens, der Lehramtsausbildung und der Professionalisierung der Lehrkräfte“ soll durch das Land vorangetrieben werden. (S. 50) „Das Land strebt eine praxisnahe Lehramtsausbildung an. In einer gemeinsamen Kommission mit den Universitäten sollen die Curricula bzw. Inhalte und Umfänge der Praxisanteile innerhalb der Lehramtsausbildung überarbeitet werden.“ (S. 47f.)

„Die Studieninhalte zu digitaler Bildung, Umgang mit Heterogenität, interkultureller Kompetenz [und] Demokratieförderung … sind in allen Phasen der Lehramtsausbildung verbindlich zu vermitteln.“ (S. 48)

Angehenden Lehrkräften soll ein „anfänglich geringer Unterrichtseinsatz Chancen eröffnen, um weitere Kompetenzen in schulischen und außerschulischen Fortbildungsveranstaltungen zu erwerben.“ (S. 48)

»Austausch macht Schule« sowie Träger und Partner der Initiative begrüßen die Aufnahme des Schüleraustausches als Ziel der Landesregierung in den Koalitionsvertrag und sehen darin auch ein Ergebnis unserer Kampagne Zurück in die Welt und der Gespräche mit den politischen Parteien.

Wir hoffen, dass die Möglichkeiten von internationalem Austausch in der Schule ausgebaut werden und fordern die neue Landesregierung darzu auf, bei der Umgestaltung des Bildungssystems den internationalen Austausch und Bildungskooperationen der Schule als Querschnittsthemen zu berücksichtigen.

„Mit Leidenschaft für ein modernes Europa“

Eine wichtige Rolle messen die Parteien im Koalitionsvertrag auch der internationalen Zusammenarbeit vor allem in Europa zu. Die Koalitionäre wollen

„auch in Zukunft ein aktiver Partner in einem starken, handlungs- und wettbewerbsfähigen, demokratischen und sozialen Europa sein.“ Sachsen-Anhalt liege „nicht nur in der Mitte Deutschlands, sondern auch Europas und der Europäischen Union (EU). … Der überregionale Austausch und die Kontakte zwischen den Menschen, Städten und Kommunen sowie zwischen den Schulen sind wichtige Komponenten im Sinne der überregionalen Verständigung, der gemeinsamen Lösung globaler Probleme und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit.“ (S. 142)

Das Land will Projekte und Veranstaltungen im Bereich der internationalen Zusammenarbeit unterstützen, da sie die Vielfalt Sachsen-Anhalts bereichern und zur interkulturellen Weiterentwicklung des Landes beitragen.

„Dazu zählen insbesondere internationale Jugendbegegnungen nicht-touristischen Charakters, Maßnahmen der internationalen Städtepartnerschaften und Aktivitäten im Rahmen der Regionalpartnerschaften des Landes.“ (S. 145)

„Die Förderung des Europagedankens ist uns dabei auch künftig ein zentrales Anliegen. In diesem Zusammenhang wollen wir die Tätigkeit von Vereinen, Verbänden und anderen zivilgesellschaftlichen Einrichtungen auch weiterhin unterstützen. Dazu soll es weiterhin in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit den mit Europabildung und -information befassten Netzwerkpartnern Projekte, Seminare und weitere Angebote geben. Die Beratung über Fragen zur europäischen Lernmobilität und die Vermittlung der gemeinsamen europäischen Werte an junge Menschen sollen auch künftig unterstützt werden.“ (S. 145)

Besonders nach der langen Phase pandemiebedingter Distanz sei der „direkte Kontakt zu Partnern im europäischen und internationalen Ausland … von hoher Bedeutung.“ (145) „Den Vorsitz Sachsen-Anhalts in der Europaministerkonferenz (EMK) vom 1. Juli 2022 bis zum 30. Juni 2023 sehen wir als Chance, uns gestaltend auf verschiedenen Ebenen in die Interessensvertretung der Ländergesamtheit in Europaangelegenheiten einzubringen.“ (S. 143)

Keine Änderungen an den Ministerien

Am Zuschnitt des bestehenden Ministeriums für Bildung soll nichts geändert werden. Es wird wie bisher von der CDU besetzt. Die künftigen Minister wird die CDU am Dienstag vorschlagen.

Das für Jugend zuständige Ministerium soll in Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung umbenannt und wie bisher von der SPD besetzt werden. Als Ministerin ist die Amtsinhaberin Petra Grimm-Benne nominiert.

Für die Europapolitik des Landes ist weiterhin die CDU-geführte Staatskanzlei zuständig.

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