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Aus der Bildungspolitik

Mehr Auszubildende sammeln Auslandserfahrung

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5,3% der Absolventen einer Berufsausbildung 2017 haben einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland realisiert.
Auslandsaufenthalte in der Berufsausbildung 2017

Auszubildende und Berufsfachschüler*innen entscheiden sich immer öfter für einen Auslandsaufenthalt. Das zeigt die Studie „Auslandsaufenthalte in der Berufsausbildung 2017“. Im Jahr 2017 haben 5,3 Prozent der Absolvent*innen einer beruflichen Erstausbildung einen Lernaufenthalt im Ausland absolviert. Das sind doppelt so viele wie 2010.

Rund 31.000 junge Menschen sammeln pro Jahr im Rahmen ihrer Ausbildung Erfahrung im Ausland. Erfasst wurden alle Auslandsaufenthalte, die öffentlich gefördert oder privat durch Betriebe und Auszubildende finanziert wurden. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek begrüßte den Aufwärtstrend:

„Die deutsche Wirtschaft braucht junge Fachkräfte mit internationaler Berufskompetenz, um auf dem globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Und es macht die duale Ausbildung für junge Leute noch attraktiver, wenn sie einen Teil davon im Ausland verbringen können. Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass immer mehr Auszubildende Auslandserfahrung sammeln. Auslandserfahrungen während der Ausbildung sind für alle Beteiligten ein Gewinn. Die Bundesregierung will, dass es auch für Azubis immer selbstverständlicher wird, Lernerfahrungen im Ausland zu machen.“

5,3 Prozent der Azubis waren im Ausland

Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte und von der Nationalen Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung vorgelegte repräsentative Studie hat erfasst, dass im Jahr 2017 insgesamt ca. 31.000 Absolvent*innen einer beruflichen Erstausbildung im Rahmen ihrer Ausbildung einen Auslandsaufenthalt realisiert haben. Das entspricht einem Anteil von 5,3 Prozent aller Absolventen. Der Deutsche Bundestag hat das Ziel formuliert, dass im Jahr 2020 10 Prozent der Auszubildenden im Rahmen der Ausbildung Auslandserfahrung sammeln. Bis dahin bleibt noch einiges zu tun.

Deutliches Entwicklungspotential stellt die Studie in der außereuropäischen Mobilität fest: Obwohl hier wichtige Märkte der deutschen Wirtschaft liegen, haben derzeit nur 12 Prozent der Auslandsaufenthalte ein Nicht-EU-Land zum Ziel. Vor diesem Hintergrund stellt das BMBF im neuen Haushalt zusätzliche Mittel für ein neues Programm für weltweite Auslandsaufenthalte in der beruflichen Bildung bereit.

Auslandserfahrung ist ein Plus

Die Studie zeigt, dass Auszubildende, Unternehmen und Berufsschulen den Nutzen von Auslandsaufenthalten während der Ausbildung einhellig positiv bewerten. Insbesondere persönliche Kompetenzen wie Motivation und Verantwortungsbereitschaft werden durch Auslandsaufenthalte gefördert, aber auch soziale Kompetenzen, Fremdsprachkenntnisse und berufliche Fertigkeiten werden verbessert. Besonders stark stimmen Unternehmen der These zu, dass Auslandsaufenthalte ihr eigenes Ausbildungsplatzangebot, aber auch die Berufsbildung insgesamt, attraktiver macht. Dies haben bereits viele kleine und mittlere Unternehmen erkannt, aus denen 63 Prozent der international mobilen Auszubildenden kommen.

Im Rahmen der Studie wurden auch Betriebe und Berufsschulen befragt, die derzeit noch keine Auszubildenden ins Ausland entsenden. Auch dort ist man von der positiven Wirkung von Auslandaufenthalten grundsätzlich überzeugt. 54 Prozent der inaktiven Betriebe und 60 Prozent der inaktiven Schulen sagen, dass sie zukünftig sicher oder vielleicht Auslandsaufenthalte anbieten werden. Sie wünschen sich aber zusätzliche Unterstützung durch mehr Information, mehr praktische Hilfestellungen und klar definierte Zusatzqualifikationen für ihre Auszubildenden.

Auswertungen in Fachpublikation

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) wirft in der aktuellen Ausgabe seiner Fachzeitschrift „Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis – BWP“ mit dem Schwerpunktthema „Internationale Mobilität“ einen genaueren Blick darauf, wie viele Auszubildende aus welchen Berufen die Chance einer Auslandsqualifizierung nutzen.

Eine Auswertung der Anlagen, die deutsche Projektträger ihren Erasmus+-Abschlussberichten anfügen, zeigt, dass Industriekaufleute die mit Abstand stärkste Gruppe unter den dualen Ausbildungsberufen sind. Überdurchschnittlich hohe Mobilitätsquoten weisen zudem einige „kleine“ Berufe, also solche mit insgesamt niedrigen Auszubildendenzahlen, auf (Investmentfondskaufleute, Elektroniker*innen für Gebäude- und Infrastruktursysteme, Elektroanlagenmonteur*innen, Goldschmiede*innen und Kosmetiker*innen). Mit ein Grund hierfür könnte sein, dass bei Berufen mit relativ geringen Auszubildendenzahlen bereits eine oder zwei engagierte Berufsschulen mit einem entsprechenden Mobilitätsangebot für ihre Schüler*innen einen bedeutenden Anteil aller Auszubildenden erreichen.

Die Analyse zeigt auch, dass es Berufe mit hohen Auszubildendenzahlen gibt, in denen die Option einer Auslandsqualifizierung aber nur eher selten genutzt wird, so insbesondere bei den Ausbildungsberufen Kaufleute im Einzelhandel und Verkäufer*in. Fazit der Fachleute der NA beim BIBB: Spitzenquoten wie bei „kleinen“ Berufen sind für die zahlenmäßig starken Ausbildungsberufe wohl nur schwer zu erreichen. Ein verstärktes Engagement der „großen“ Ausbildungsberufe könnte aber merklich dazu beitragen, die Zielsetzung von zehn Prozent bis zum Jahr 2020 zu erreichen.

BIBB-Forschungsdirektor Hubert Ertl in seinem Editorial zur aktuellen BWP-Ausgabe:

„In einer Zeit, in der Kompromisse auf europäischer Ebene in vielen Politikbereichen nur schwer zu erzielen sind, kommt ein Plädoyer für mehr Mobilität im europäischen Raum genau richtig. [...] Es sind Mobilitätskonzepte notwendig, die den besonderen Bedingungen in der beruflichen Bildung gerecht werden und die Potenziale des beruflichen Lernens gewinnbringend einbeziehen."

Hintergrund

Die Bundesregierung hat sich für die aktuelle Legislaturperiode das Ziel gesetzt, die europäische und internationale Mobilität von Auszubildenden in der beruflichen Bildung auszubauen und besser zu fördern. Das BMBF unterstützt Auslandsaufenthalte während der Berufsausbildung durch die Ko-Finanzierung des EU-Programms Erasmus+, durch binationale Programme mit Frankreich und Israel sowie durch die Informations- und Beratungsstelle für Auslandsaufenthalte in der beruflichen Bildung (IBS).

Außerdem hat das BMBF im Herbst 2017 das Pilotprojekt „AusbildungWeltweit“ ins Leben gerufen, das Lernaufenthalte für Auszubildende sowie Ausbilder*innen in Staaten fördert, die nicht durch das EU-Programm Erasmus+ abgedeckt werden.

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