Austausch wirkt!

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Warum internationaler Austausch Sinn macht

Internationale Erfahrungen helfen jungen Menschen dabei, sich selbst auszuprobieren, neue Sprachen zu sprechen, Menschen mit anderen kulturellen Hintergründen kennen zu lernen und sich mit der eigenen kulturellen Identität auseinanderzusetzen.

Internationale Erfahrungen, wie sie bei Austauschbegegnungen und Auslandsaufenthalten gemacht werden, prägen in besonderer Weise. Sie wirken auf mindestens vier Ebenen:

  • Bildung: Austausch fördert die persönliche Entwicklung und den Erwerb individueller Kompetenzen junger Menschen.
  • Mobilität: Austausch befähigt, sich in einer globalisierten Welt besser zu orientieren.
  • Dialog: Austausch erleichtert den positiven Umgang mit Vielfalt und stärkt so den innergesellschaftlichen Zusammenhalt.
  • Frieden: Austausch fördert die Verständigung zwischen den Gesellschaften und leistet einen Beitrag zum friedlichen Miteinander der Nationen.

Schule ist weiterhin der zentrale Ort, junge Menschen mit Bildungsangeboten zum internationalen Austausch zu erreichen. Dies belegt nicht zuletzt die 2018 vorgestellte Zugangsstudie „Warum nicht?“, die im Auftrag von Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Robert Bosch Stiftung in Auftrag gegeben wurde.

Bildung: Entwicklung der Persönlichkeit und interkulturelle Kompetenz

Die ersten und unmittelbar spürbaren Wirkungen internationaler Erfahrungen sind die Entwicklung der Persönlichkeit und die Erweiterung der individuellen Fähigkeiten junger Menschen. Im Vergleich zum klassischen Unterricht sind Bildungsprozesse im Schüleraustausch geprägt durch die unmittelbare Auseinandersetzung mit Menschen, Kultur und Umwelt eines anderen Landes. Schüleraustausch ist Bildung mit Hand, Herz und Kopf.

Ein Schulaustausch ist ein adäquates Mittel, um Fähigkeiten in der Sprache des Gastlandes zu erwerben oder zu verbessern. Die gemachten Erfahrungen haben zudem einen langfristig positiven Einfluss auf das Selbstwertgefühl, vor allem bei jenen Schülerinnen und Schülern, die vor ihrem Austausch eher unsicher waren. Eine weitere Wirkung des Schulaustauschs kann eine gesteigerte psychologische und emotionale Reife sein. Außerdem zeigen Schülerinnen und Schüler ein höheres Selbstbewusstsein, größere Unabhängigkeit und ein verstärktes Gefühl der persönlichen Verantwortung infolge ihrer Austauscherfahrung.

Mehrere groß angelegte Studien zeigen, dass Jugendliche infolge eines Schulaustauschs an interkultureller Kompetenz gewinnen und ethnozentrischen Haltungen an Bedeutung verlieren. Kulturelle Unterschiede und fremde Verhaltensweisen werden zunehmend akzeptiert und in das eigene Verhalten integriert. Dies gilt vor allem für Schülerinnen und Schüler, die vor dem Austausch eine vergleichsweise geringe interkulturelle Sensitivität aufwiesen. Zu den langfristigen Wirkungen eines Schulaustauschs zählt auch eine gesteigerte Offenheit gegenüber fremden Kulturen sowie eine Zunahme der Sicherheit und des Wohlbefindens in der Interaktion mit Menschen unterschiedlicher Herkunft.

Mobilität: Orientierung in einer globalisierten Welt

Lernerfahrungen durch grenzüberschreitende Mobilität schaffen die Grundlage, damit sich junge Menschen in Europa und in der Welt bewegen können. Sie öffnen berufliche und persönliche Perspektiven. Mobilität ist damit Teil der gesellschaftlichen Teilhabe und ein Grundrecht für alle jungen Menschen.

Aus Erfahrungen in Austauschprogrammen resultiert eine größere Bereitschaft zu räumlicher Mobilität innerhalb Deutschlands und international, das gestiegene Interesse an der eigenen Stadt und an anderen Menschen im eigenen Umfeld, sowie die internationale Vernetzung durch einen erweiterten Freundeskreis.

Nicht zuletzt werden durch eine weltoffene junge Generation, die vertraut ist in inter­kultureller Kommunikation und mit dem Verständnis anderer Lebensweisen, die Grundlagen gelegt für eine weitere politische Stabilität und den wirtschaftlichen Erfolg Deutsch­lands in einer zunehmend globalisierten Welt.

    Gesellschaft: Austausch stärkt den Zusammenhalt

    Formate des internationalen Austauschs bieten Schülerinnen und Schülern Freiräume, um eigene Ideen zu entwickeln, etwa zur Zukunft Europas, und in die gesellschaftliche Debatte einzubringen. Oft wächst aus prägenden Auslands­aufenthalten während des Bildungsweges auch ein Engagement zugunsten der Allgemeinheit.

    Aktuell erleben Deutschland, Europa und die Welt tiefgreifende Veränderungen. Die deutsche Gesellschaft verändert sich und ist aufgefordert, sich stärker international zu öffnen und eine enorme Integrationsleistung zu vollbringen. Jugendliche, Schülerinnen und Schüler, Lehr- und Fachkräfte, die internationale Erfahrungen in einem besonderen pädagogischen Rahmen machen, werden dadurch oft offener, toleranter und denken und handeln diversitätsbewusster. Die Auswirkungen dieses Wandels sind besonders für die nächsten Generationen von großer Bedeutung.

    Um Schüle­rinnen und Schüler langfristig auf den Umgang mit Heraus­forde­rungen in einer globalisierten Welt vorzubereiten, sollten ihnen internationale Erfahrungen ermöglicht werden – sei es bei kurzfristigen schulischen Austauschprojekten, Begegnungen im Rahmen von Schul­partner­schaften, der Aufnahme ausländischer Jugendlicher in Deutschland oder bei längeren Schulaufenthalten im Ausland.

    Frieden: Austausch fördert die Verständigung und ein friedliches Miteinander

    Der Frieden in Europa und der Welt ist zunehmend durch nationalistische und populistische Strömungen bedroht. Sie gehen einher mit einer aggressiven Betonung nationaler Interessen, der Abwendung vom Multilateralismus und wachsenden außenpolitischen Spannungen. Vor diesem Hintergrund gewinnt die friedenstiftende Wirkung von internationalem Schüleraustausch erneut an Bedeutung. Sie speist sich aus Erwerb interkultureller Kompetenzen und einer größeren Offenheit gegenüber anderen Kulturen. Ebenso bedeutsam sind die aus Schüleraustausch gewachsenen und Staatsgrenzen überschreitenden Freund- und Bekanntschaften. Auch sie fördern ein friedliches Zusammenleben der Nationen innerhalb und außerhalb Europas.

    „Internationale Jugendbegegnungen bieten Erfahrungs-, Lern- und Handlungsmöglichkeiten, die das fördern, was als zentrale Schlüsselqualifikation für Fach- und Führungskräfte in modernen Gesellschaften angesehen wird, nämlich interkulturelle Handlungskompetenz“,
    so Prof. Alexander Thomas.

    In der Studie „Wirkungen internationaler Jugendarbeit im Kontext beruflicher Bildungswege“ untersuchten er und sein Team bei Jugendlichen die Wirkungen internationaler Begegnungsprogramme ...

    • auf ihre Mobilität bei einer häufigeren Teilnahme an internationalen Programmen,
    • auf das Interesse zum Leben, Lernen, Arbeiten im Ausland,
    • auf das Interesse an beruflichen Angeboten im Ausland und an Auslandseinsätzen sowie an Bildungsangeboten mit einer internationalen Thematik,
    • auf Studienentscheidungen, Berufsentscheidungen und die Motivation zur Fort- und Weiterbildung sowie
    • auf die allgemeine Persönlichkeitsentwicklung.

    An der Studie nahmen jungen Menschen teil, die in der beruflichen Ausbildung standen oder eine Real-, Gesamt- oder Hauptschule besuchen (nur 16% ein Gymnasium). Berücksichtigt wurden inhaltlich und pädagogisch begleitete Begegnungsprogramme sowie Arbeitseinsätze im beruflichen Praktikum mit einer Mindestdauer von einer Woche; bei mehr als drei Viertel dauerte der Aufenthalt mehr als 12 Wochen.

    Die Ergebnisse lassen sich auch auf andere Formen des schulischen Austauschs übertragen, denn Schule und ihr Umfeld prägt junge Menschen wie kein zweiter Lernort:

    • Die Auslandserfahrung hat auch für Befragte mit beruflichem Bildungsschwerpunkt eine sehr hohe persönliche Bedeutung im Lebensverlauf;
    • Offenheit gegenüber anderskulturellen Menschen wird durch den Auslandsaufenthalt aus Sicht der Befragten unabhängig von deren Bildungsschwerpunkt eindeutig gefördert;
    • Die Auswirkungen auf Mobilität sind aus Sicht der Befragten geringer als auf die anderen Haltungen/Kompetenzen;
    • Die Auswirkungen hinsichtlich internationaler Mobilität und virtueller Mobilität sind für Befragte aus berufsorientierten Schulen geringer als für Gymnasiast(inn)en;
    • Die Auswirkungen auf die berufliche Entwicklung (z.B. Vertrauen in berufliche Leistungsfähigkeit, Motivation zur beruflichen Weiterentwicklung ...) werden positiv beurteilt und sind für Befragte aus berufsorientierten Schulen größer als für Gymnasiasten;
    • Die wahrgenommen Auswirkungen auf Kompetenzen/Haltungen und persönliche Bedeutsamkeit sind umso stärker, je länger die Maßnahmendauer ist. Das heißt aber nicht, dass Kurzzeitmaßnahmen wirkungslos sind!

    Quelle: IJAB, Forschungsstudie zur Wirkung IJA

    Weitere Studien und Forschungsarbeiten zu Wirkungen von internationalem Austausch finden Sie im Bereich Downloads und Links.

    Veröffentlicht am: 31.08.2017