Grenzenlos gestalten: Medienprojekte und Austausch am Jugendmedienzentrum T1

Jugendmedienzentrum T1

Lenka Křížová ist Medienpädagogin am Jugendmedienzentrum T1 in Falkenberg – einer Einrichtung des Landkreises Tirschenreuth (Oberpfalz) in Trägerschaft des Kreisjugendrings, die seit über 15 Jahren für kreative, verantwortungsvolle und grenzüberschreitende Medienarbeit steht. 
Mit deutsch-tschechischen Projekten, Workshops und eigenständig entwickelten Medienformaten macht das T1 Medienkompetenz für Kinder und Jugendliche erfahrbar. Im Gespräch berichtet Lenka Křížová, wie das T1 internationale Begegnung mit digitaler Bildung verbindet, welche Rolle Austauschprojekte dabei spielen – und warum aktive Medienarbeit nicht an der Landesgrenze enden sollte.

Austausch mit Medien gestalten

Medienkompetenz früh lernen

„Medienkompetenz kreativ, sicher und nachhaltig vermitteln – und das am liebsten grenzüberschreitend“, so bringt Lenka Křížová vom T1 das Konzept auf den Punkt. Als Medienpädagogin begleitet sie seit mehreren Jahren deutsch-tschechische Austauschprojekte – unter anderem das Projekt „First Class Mates“, das seit 2023 läuft. Es richtet sich explizit an Schulklassen ohne bestehende Partnerschaft und ermöglicht ihnen Begegnungen über die Grenze hinweg. Organisiert und begleitet wird alles vom T1: von der Vermittlung der Partnerschulen über das Programm bis hin zur Durchführung. 

Dabei entwickelten Jugendliche eigene Medienprojekte in internationalen Teams, begleitet von Fachleuten. Ziel ist es, Medienkompetenz, Sprachkenntnisse und interkulturelles Verständnis auf kreative Weise zu fördern. Die Schulen, meist aus dem Landkreis Tirschenreuth, müssen sich um wenig kümmern: „Sie melden die Klassen an, wir übernehmen den Rest.“ 

Das gilt auch für die Finanzierung. Das T1 übernimmt Antragstellung und Abwicklung – gefördert wird „First Class Mates“ von der Stiftung Jugendaustausch Bayern, dem Landkreis Tirschenreuth und dem Rotary Club Stiftland. Einen Einblick in die Ergebnisse bietet der Film zur Begegnung auf YouTube: First Class Mates.

Wer macht was – und wie entsteht ein neues Projekt?

Medienkompetenz früh lernen

Neue Projekte entstehen im Team: „Wir sprechen über Themen, die uns beschäftigen – und entwickeln daraus Ideen für Begegnungen.“ Kooperation ist das A und O – besonders über Ländergrenzen hinweg. Lenka Křížová beschreibt den Austausch als „Teamarbeit mit Mehrwert“: Jugendliche übernehmen Verantwortung, lernen im internationalen Miteinander, sich kreativ, flexibel und kritisch mit digitalen Medien auseinanderzusetzen – immer begleitet von Profis.

Finanzierung und Bürokratie sind nach wie vor die größten Hürden. „Manche Förderungen brauchen lange, sind aufwändig zu beantragen – da fehlt den Schulen einfach die Zeit.“ Umso wichtiger ist die Unterstützung durch erfahrene Einrichtungen wie das T1. 

Kulturelle Vorurteile und Unsicherheiten sollen durch Austausch abgebaut werden: „Manche Jugendliche glauben, auf der anderen Seite der Grenze sei alles schlechter oder fremd – aber wenn sie einmal dort waren, ändert sich ihr Bild sofort.“

Auch außerschulische deutsch-tschechische Projekte werden vom T1 durchgeführt. Highlights waren hierbei „Skate the boarder“ oder die „Online Challenge – Work-Life-Balance“ mit dem tschechischen Partner Prostor pro rozvoj. Dieses Jahr stehen unter anderem die Projekte „Auf die Pedale!“ in Waldsassen und Františkovy Lázně und die grenzüberschreitende digitale Schnitzeljagd „WasaCheb“ entlang des Radwegs von Waldsassen nach Cheb auf dem Programm.

Warum internationale Austausche?

Medienkompetenz früh lernen

„Weil es wichtig ist, dass junge Menschen andere Kulturen erleben – gerade heute.“

Die Arbeit mit Medien bietet ideale Voraussetzungen dafür: „Aktive Medienarbeit ist Teamwork und verbindet – auch über Ländergrenzen hinweg.“ Die Jugendlichen wachsen an den Herausforderungen – nicht nur sprachlich, sondern auch persönlich. Sie lernen, Ideen zu präsentieren, Kompromisse zu finden und ihre Perspektiven zu erweitern.

Ein besonderes Merkmal: Bei den Projekten sind die Jugendlichen selbst die Aktiven und produzieren ihre Medieninhalte. So erreichen sie auch Jugendliche, die im Schulalltag wenig motiviert sind:

„Wenn das nicht wie im herkömmlichen Unterricht abläuft und spannend ist, dann sind die plötzlich ganz anders.“

Besonders für Schüler:innen an Real- und Mittelschulen ist das Projekt eine wichtige Chance. Für viele ist es das erste Mal im Ausland – oder das erste Mal, dass sie Medien selbst gestalten. „Dass daraus sogar Freundschaften entstehen, ist das Schönste.“

Medienarbeit als Brücke zwischen Welten

Das Jugendmedienzentrum T1 zeigt, wie moderne Medienpädagogik und internationaler Austausch sich gegenseitig beflügeln können. Mit Projekten wie „First Class Mates“ schafft das Team um Lenka Křížová nicht nur Begegnungen, sondern auch Räume für Beteiligung, Kreativität und Teilhabe. Und das mit niedrigschwelliger Unterstützung, großem Engagement – und viel Herz für die junge Generation.

Ein wichtiger Aspekt: Die Jugendlichen kommen wieder – ein Zeichen für die nachhaltige Wirkung:

„Von älteren deutsch-tschechischen Projekten sind viele heute noch dabei – die fragen: Wann können wir wiederkommen?“

 

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Ruth Rothermundt

 

Veröffentlicht am: 18.07.2025
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