Fachbeiträge

Prävention sexualisierter Gewalt – Ein wichtiger Bestandteil im internationalen Jugendaustausch

von Dr. Uta Wildfeuer (AJA Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch)
Prävention im internationalen Jugendaustausch

Der internationale Jugendaustausch lebt durch vertrauensvolle Beziehungen von Menschen untereinander sowie durch gegenseitige Wertschätzung und Respekt. Dieses Vertrauen soll tragfähig werden und bleiben. Es muss vor Missbrauch geschützt sein und darf nicht zum Schaden von Kindern und Jugendlichen ausgenutzt werden.

Ein Kernelement der Qualität von Jugendaustauschprogrammen ist daher die Auswahl, Sicherheit und Betreuung aller Programmteilnehmenden. Dieser Qualitätsanspruch besteht für alle Austauschformate gleichermaßen und für die Austauschorganisationen ist es Pflicht, diese Verantwortung wahrzunehmen. Die Organisationen müssen für die bestmögliche Sicherheit und den bestmöglichen Schutz sorgen. Dies schließt insbesondere ein, alle Programmteilnehmenden vor körperlichem und seelischem Schaden zu bewahren.

Sexualisierte Gewalt kommt in allen Schichten unserer Gesellschaft vor und ist ein kulturübergreifendes Problem. Übergriffe auf Kinder und Jugendliche finden häufig im Kreis der Angehörigen, Freunde oder des sozialen Umfelds statt. Daher ist es für alle Austauschorganisationen besonders wichtig, eine umfassende, proaktive Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex zu entwickeln mit dem Ziel, die Jugendlichen zu stärken und ihr Selbstvertrauen in ihre eigene Wahrnehmung zu steigern.

In kurz-, mittel- und langfristigen Austauschformaten machen Jugendliche wichtige kulturelle Erfahrungen und lernen ihre eigenen aber auch die Grenzen anderer kennen. Prävention sexualisierter Gewalt beginnt genau dort – nämlich bei der Stärkung der Jugendlichen, sich seiner eigenen Grenzen bewusst zu werden und gleichzeitig die Grenzen anderer zu akzeptieren.

Präventionskonzepte im AJA

Netzwerk Prävention – gegen sexualisierte Gewalt

Der Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA) beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit Präventionskonzepten. Bereits im Jahr 2006 wurde das Netzwerk Prävention – gegen sexualisierte Gewalt gegründet. Das Netzwerk ist eine ständige Arbeitsgruppe bestehend aus Expert*innen der AJA-Mitglieder, die über aktuelle Entwicklungen und Prozesse diskutiert und Wegmarken für die Entwicklung der eigenen Präventionsarbeit setzt.

Ein gezieltes präventives Handeln gegen sexuelle Übergriffe im internationalen Schüleraustausch wird innerhalb der AJA-Organisationen auf mehreren Ebenen umgesetzt. Es bedeutet eine umfassende, proaktive Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex und die Implementierung von klaren Strukturen und Prozessen, die sowohl die einzelnen Arbeitsbereiche als auch die unterschiedlichen Zielgruppen der Programmdurchführung berücksichtigen: Alle Jugendlichen werden vor Beginn des Austauschprogramms in Orientierungs- und Vorbereitungsseminaren an das Thema sexualisierte Gewalt herangeführt und während des Austausches von qualifizierten Ansprechpartnern betreut. Auch Gastfamilien und leiblichen Eltern werden in die Präventionsarbeit einbezogen. Darüber hinaus sind Schulungen und Fortbildungen sowie Selbstverpflichtungserklärungen und Verhaltenskodizes fester Bestandteil innerhalb der Organisationen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kooperation mit Experten*innen in Beratungsstellen sowie mit anderen Akteuren auf dem Gebiet der Präventionsarbeit, um die eigene Präventionsarbeit zu evaluieren. Neben Fortbildungen für Expert*innen innerhalb der Organisationen veranstaltet AJA darüber hinaus im Rahmen seiner Seminar-Reihe Qualität im Schüleraustausch Präventionsschulungen für Austauschorganisationen und kooperiert mit Lehrerfortbildungsinstituten bei der Durchführung von Workshops zum Thema Prävention sexualisierter Gewalt.

Unserer Erfahrung nach sind vor allem klare und starke Strukturen innerhalb der Austauschorganisationen wichtig, um alle Programmteilnehmenden nachhaltig durch ein möglichst engmaschiges Netz zu schützen und um bei Anhaltspunkten oder im Falle von Übergriffen konsequent intervenieren zu können.

Vernetzung mit anderen Partnern

Logo UBSKM

Seit 2014 setzt sich AJA auch als Partner des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesrepublik Deutschland (UBSKM) in der AG Schutzkonzepte mit zahlreichen weiteren Verbänden und Institutionen für die flächendeckende Einführung und Umsetzung von Präventionsmaßnahmen ein.

Wir sprachen im August 2018 mit Johannes-Wilhelm Rörig, Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, über dessen Aufgaben. Lesen Sie hier das Interview mit ihm.

Veröffentlicht am: 27.08.2018
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