Aux vélos! Auf die Räder – Internationale Berufsorientierung im Austausch
 
  Dass Jugendliche internationale Erfahrungen sammeln und dabei ganz praktisch Berufsorientierung erleben, machen die EU-Geschäftsstellen in Nordrhein-Westfalen möglich.
Wie das aussieht, zeigt das Projekt „Aux vélos! Auf die Räder!“: Im Herbst 2023 arbeiteten Jugendliche aus Lünen und Saint-Omer gemeinsam an Fahrrädern, planten eine Rennstrecke und bereiteten ein Cyclocross-Rennen vor. Ganz nebenbei konnten sie so auch berufliche Perspektiven und Einblicke in Berufe rund ums Rad entdecken – getragen von einer Infrastruktur, die internationale Berufsorientierung in NRW systematisch fördert.
Gefördert wurde das Austauschprojekt im Rahmen des Programms FOKUS des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW), das internationale Berufsorientierung und Schulpartnerschaften mit Frankreich gezielt unterstützt, und von Erasmus+.
EU-Geschäftsstellen NRW: Schlüsselstellen im europäischen Austausch
Was in NRW längst etabliert ist, sucht bundesweit seinesgleichen: In jedem Regierungsbezirk unterstützen sogenannte EU-Geschäftsstellen Schulen und Betriebe bei der Umsetzung internationaler Mobilitäten. Die EU-Geschäftsstelle der Bezirksregierung Arnsberg ist eine dieser zentralen Anlaufstellen – und betreute auch das Projekt „Aux vélos ! Auf die Räder!“.
„Diese Geschäftsstellen sind für viele Akteure in der beruflichen Bildung der Schlüssel, um europäische Projekte ohne großen Verwaltungsaufwand realisieren zu können“, sagt Andrea Stein, Leiterin der EU-Geschäftsstelle Arnsberg. Durch Beratung, Projektbegleitung, Vernetzung und sogar eigene Mobilitätsprojekte sorgen sie dafür, dass der Zugang zu Europa nicht an Antragshürden scheitert. Zielgruppe sind besonders nichtgymnasiale und beruflichen Schulen.
Die EU-Geschäftsstellen Wirtschaft und Berufsbildung unterstützen die Internationalisierung und tragen auf diese Weise zur Gewinnung von Fach- und Führungskräften bei – und dies seit mehr als 25 Jahren. Die einzelnen EU-Geschäftsstellen in NRW entwickeln fortlaufend zukunftsorientierte Projekte. Sie werden selbst aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert und bilden Schnittstellen zwischen europäischer Förderung, Landesstrukturen und den Bildungseinrichtungen vor Ort.
Sie arbeiten im Bereich der beruflichen Bildung auch eng den Jugendwerken DFJW und DPJW zusammen und tragen so dazu bei, dass internationale Mobilität in der beruflichen Bildung gelingen kann.
Mit der landesweiten 10 %-Strategie, die anstrebt, dass zehn Prozent aller Auszubildenden Auslandserfahrungen sammeln, übernimmt NRW bundesweit eine Vorreiterrolle. Die EU-Geschäftsstelle Arnsberg wurde für ihre Arbeit mit der Mobilitätscharta der Nationalen Agentur des BIBB ausgezeichnet – ein Qualitätssiegel für nachhaltige und wirksame Mobilitätsförderung.
Berufsorientierung in NRW: Berufe rund ums Rad
Das Projekt „Aux vélos ! Auf die Räder!“ ist Teil der umfassenderen Initiative „Berufe rund ums Rad“, die im Regierungsbezirk Arnsberg von der EU-Geschäftsstelle koordiniert wird.
Die Initiative zeigt auf, wie vielfältig berufliche Perspektiven rund ums Fahrrad sind – von Technik über Pädagogik bis Medienarbeit – und verbindet Berufsorientierung mit Nachhaltigkeit und europäischer Zusammenarbeit.
„Aux vélos ! Auf die Räder!“ entstand aus der Zusammenarbeit zwischen der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule Lünen, dem Collège de la Morinie im nordfranzösischen Saint-Omer und zahlreichen Partnerinstitutionen. Der Austausch verband Berufsorientierung mit Radsport: Die Jugendlichen lernten Berufe rund ums Fahrrad kennen – von der Mechanik über Eventorganisation bis zur Sportphysiotherapie – und bereiteten sich gleichzeitig auf die Teilnahme am CycloCross-Rennen im Bikepark Lünen vor, das den Höhepunkt der Begegnung darstellte.
Neben dem sportlichen Training standen auch Workshops und Einblicke in berufliche Perspektiven auf dem Programm. So erhielten die Jugendlichen z. B. in einer Reparaturwerkstatt einen Einblick in technische Berufsfelder.
„Besonders war dabei die Verbindung aus sportlicher Motivation und konkreter Berufsorientierung“, sagt eine Projektbeteiligte. „Die Jugendlichen haben sich über die gemeinsame Herausforderung verständigt – auch wenn nicht alle die Sprache der anderen Seite flüssig sprechen konnten.“
Die Begegnung „Aux vélos ! Auf die Räder!“ wurde durch das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) im Rahmen des Programms FOKUS und durch das EU-Programm Erasmus+ gefördert.
Internationale Kompetenzen: Lernen auf mehreren Ebenen
Die Teilnehmer:innen lernten, sich über sprachliche und kulturelle Unterschiede hinweg auf gemeinsame Ziele zu verständigen. Dabei wurden nicht nur Sprachkenntnisse gestärkt, sondern auch Soft Skills wie Teamfähigkeit, Problemlösung und interkulturelle Sensibilität.
Das Projekt war mehr als ein Fahrradausflug: Es ermöglichte den Jugendlichen, ihre Potenziale zu erkennen, über sich hinauszuwachsen und konkrete berufliche Ideen zu entwickeln.
Herausforderungen im Austausch – professionell begleitet
Ein solches Projekt ist auch mit Herausforderungen verbunden: von der Koordination mehrerer Partner über Förderanträge bis zur Unterbringung internationaler Gäste. Doch genau hier zeigt sich die Stärke der strukturellen Unterstützung durch die EU-Geschäftsstellen. Sie helfen nicht nur bei der Antragstellung und Abrechnung, sondern bringen auch die nötigen Partner zusammen, unterstützen bei der konzeptionellen Arbeit und sorgen für eine reibungslose Umsetzung.
Austausch in NRW: Strukturen und Vorbilder
Ohne diese professionelle Infrastruktur wäre ein Projekt wie „Aux vélos ! Auf die Räder!“ kaum realisierbar gewesen. NRW zeigt mit seinen EU-Geschäftsstellen, wie Austausch systematisch gefördert werden kann – nicht als Ausnahme, sondern als Teil eines strategischen Bildungsauftrags.
„Unser Ziel ist es, Europa im Ausbildungsalltag erlebbar zu machen – nicht nur für einzelne Leuchtturmprojekte, sondern dauerhaft“, so Andrea Stein.
Die Rückbegegnung in Frankreich fand im Juni 2024 statt. Langfristig wünschen sich die Beteiligten eine noch stärkere Integration des sportpädagogischen Ansatzes in die Berufsorientierung.
Die nachhaltige Wirkung des Projekts und der strukturellen Unterstützung durch die Bezirkregierungen zeigt sich in mehreren Folgeaktivitäten:
- Zwei Auszeichnungen würdigen das innovative Konzept des Projekts.
- Der Radsportclub in Saint-Omer und die Sprinter Waltrop haben ihre Kooperation über das Projekt hinaus fortgesetzt.
- Das Fritz-Henßler-Berufskolleg Dortmund entwickelt derzeit gemeinsam mit einer beruflichen Schule in Lille ein gemeinsames Logo für ihre Partnerschaft.
- Für 2026 ist eine internationale Woche geplant, an der Partnerinstitutionen aus dem In- und Ausland sowie die Stadt Dortmund beteiligt sein werden.
- Darüber hinaus wurde ein KiTa-Radtraining im Rahmen der Ausbildung angehender Erzieher:innen in Lünen etabliert, das bald in Dortmunder Kindertagesstätten angeboten und im Mai 2025 auch Erzieher:innen in Madrid vorgestellt wurde.
Das Projekt „Aux vélos ! Auf die Räder!“ zeigt, dass wenn engagierte Schulen, sportpädagogische Kreativität und verlässliche Strukturen zusammenkommen, eine gelebte europäische Bildung entsteht. Es wurde im Rahmen des Programms FOKUS des DFJW und über die EU-Geschäftsstellen NRW mit Unterstützung von Erasmus+ realisiert – ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Verzahnung europäischer und bilateraler Förderstrukturen und ein Vorbild auch für andere Bundesländer.
 
   
  