3. Fachkonferenz Jugend- und Schüleraustausch 2025: Internationale Bildung in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen

Fach- und Führungskräfte diskutierten in München über Demokratiebildung, strategisches Handeln und sektorenübergreifende Zusammenarbeit im internationalen Austauschfeld.
Teilnehmende diskutieren im Plenum der Fachkonferenz Jugend- und Schüleraustausch 2025

Austausch in komplexen Zeiten

Am 4. und 5. November 2025 trafen sich rund 50 Fach- und Führungskräfte zur 3. Fachkonferenz Jugend- und Schüleraustausch in Schloss Fürstenried in München.

Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Akteure des internationalen Jugend- und Schüleraustauschs Polarisierung, Populismus und gesellschaftlichen Spannungen begegnen können – und ob sowie in welcher Form internationale Bildungsarbeit zu demokratischer Haltung und Teilhabe beitragen kann.

Dabei zeigte sich: Die Erwartungen an Austausch als Ort demokratischer Bildung sind hoch – die Verständnisse darüber, was er tatsächlich leisten kann und soll, jedoch unterschiedlich..

Nach Begrüßung und Einführung in das Programm richteten Eric Beißwenger, Bayerischer Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales, per Video sowie Albert Klein-Reinhardt vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ihre Grußworte an die Teilnehmenden.

Keynote und Diskussion: Demokratie im Wandel

Keynote von PD Dr. Veith Selk zur Demokratie und internationalen Bildungsarbeit

Zum Auftakt der inhaltlichen Arbeit beleuchteten Dr. Stefan Schäfer (Katholische Hochschule NRW) und PD Dr. Veith Selk (TU Darmstadt) in ihrer gemeinsamen Keynote „Krise der Demokratie – Mit welchen Konzepten kann Internationaler Austausch reagieren?“ die politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen für internationalen Jugend- und Schüleraustausch.

Sie diskutierten, wie der Beitrag von internationaler Jugendarbeit und internationalem Austausch zu demokratischer Bildung in Zeiten von Polarisierung und Diskursverschiebung neu gedacht werden kann. Dabei stand die Frage im Raum, ob der Begriff Demokratiebildung im Feld ausreichend präzise gefasst ist – und wie Bildungsträger auf veränderte gesellschaftliche Kommunikationsformen reagieren können.

Workshops am ersten Konferenztag

In der ersten Workshop-Phase setzten sich die Teilnehmenden in kleineren Gruppen mit theoretischen und praktischen Zugängen auseinander:

Teilnehmende diskutieren in Workshoprunde über Methoden der internationalen Jugendarbeit vor dem Anspruch von Demokratiebildung
  • Lea Sedlmayr (Bayerischer Jugendring) leitete eine lebhafte Diskussion zu „Die Methoden der Internationalen Jugendarbeit und internationale Jugendarbeit als Methode – eine Reflexion für Demokratiebildung in der Praxis“.
  • Gregor Christiansmeyer, Dr. Stefan Schäfer und Knut Möller (AJA) beleuchteten „Politische Dimensionen der Internationalen Jugendarbeit“.

Am Abend vertieften die Teilnehmenden die Gespräche in einer informellen Runde zu aktuellen (geo-)politischen Entwicklungen.

Strategisches Denken als Ressource

Eva Feldmann-Wojtachnia spricht bei der Fachkonferenz Jugend- und Schüleraustausch 2025

Der zweite Konferenztag begann mit der Keynote von Eva Feldmann-Wojtachnia (Centrum für angewandte Politikforschung, LMU München) unter dem Titel „Strategischer werden, aber wie?“

Sie stellte Ansätze der Schule des strategischen Denkens vor und gab Impulse, wie Träger im Jugend- und Schüleraustausch ihre Strategiefähigkeit stärken können.

Zentrale Botschaft: Strategisches Handeln bedeutet, langfristige Ziele zu entwickeln, Netzwerke und Werteorientierung zu verbinden und die eigene Organisation als lernfähiges System zu verstehen.

Anhand von Modellen zur Entwicklung einer Vision und Analyse sowie zu Umsetzung und Reflexion einer Strategie zeigte sie auf, wie Organisationen Balance zwischen Reaktion und Weitsicht finden können, um nachhaltig zu wirken.

Workshops am zweiten Tag

In der zweiten Workshop-Phase standen praxisorientierte Themen im Mittelpunkt:

  • Meike Köhler und Sophie Burger (Stiftung Juve) diskutierten unter dem Titel „Virtuelle Räume, reale Chancen“, wie partizipative Begegnungen im digitalen Raum gelingen können und wandten dabei gleich die Empfehlungen zur Strategieentwicklung aus der Keynote an.
  • Dr. Markus Gamper, Bettina Wiedmann und Meike Zepp (Experiment e.V.) stellten erste, vorläufige Ergebnisse einer Gastfamilien-Studie vor und diskutierten mit den Teilnehmenden, wie man Gastfamilien heute ansprechen kann und welche Unterstützung sie brauchen.
  • Judith Fesser (Stiftung Jugendaustausch Bayern) und Jürgen Reuther (Jugendamt Nürnberg) sprachen über „Jugendarbeit unter Druck – strategische Kooperationen als Antwort?“.

In einer abschließenden Diskussionsrunde reflektierten die Teilnehmenden gemeinsam mit den Veranstaltern, was die Organisationen im Feld von internationalem Austausch und Begegnung bereits tun, was sie gern besser tun würden  und welche strategische Ausrichtung sie dabei angehen sollten.

Fazit

Die 3. Fachkonferenz Jugend- und Schüleraustausch 2025 zeigte, dass internationale Bildungsarbeit viele Anknüpfungspunkte zu politischer Bildung und Demokratiebildung bietet – dass aber auch offene Fragen bleiben.

Nicht eindeutig geklärt wurde, welchen Beitrag Austauschformate tatsächlich zur Stärkung demokratischer Werte leisten können und wo die Grenzen des pädagogischen Anspruchs liegen. Zwischen dem Ideal der Zweckfreiheit und dem Wunsch, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, bleibt das Feld herausgefordert, seine Rolle weiter zu schärfen – und strategisch gemeinsam zu denken.

Abschluss der 3. Fachkonferenz internationaler Jugend- und Schüleraustausch 2025, Gruppenbild vor dem Schloss Fürstenried

Veranstalter und Förderer

Die Fachkonferenz wurde veranstaltet von der Initiative Austausch macht Schule, dem AJA – Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch und dem Netzwerk Forschung und Praxis im Dialog (FPD), in Kooperation mit der Stiftung Jugendaustausch Bayern.

Gefördert wurde sie durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch. im Rahmen des Kinder- und Jugendplans des Bundes.

Alle Fotos: Frank Schroth Fotografie

Veröffentlicht am: 07.11.2025